13-03-18
DAVOR HABEN WIR ANGST
Die Kollegen von "La Organización" haben in der Ausgabe vom letzten Samstag einen Artikel veröffentlicht,
verfasst von einem "Igittigitt" an Bord der "Pamir".
Der Schreiberling sucht sich lustig zu machen über die Ängste und Unruhen in der Bürgerschaft
angesichts der teutonischen Unterseeboote, die nächtens Ausflüge unternehmen
hin zu dem in unserem Hafen vor Anker liegenden Schiff
und dessen Besatzung, die irgendwie versucht, sich mit der Sorte ihrer Landsleute zu treffen,
die über uns die Blockade verhängen.
Und da wundert sich "Igittigitt", dass alle Einwohner unseres kleinen Städtchens
mit der gleichen Sorge angesteckt sind, was ihm aber nur halbwegs versteckte Häme entlockt.
Das hat noch gefehlt : Erst uns Kopfnuss verpassen und sich dann noch über unsere Sorgen lustig machen.
Weiss "Igittigitt", warum wir hier alles glauben und alles fürchten?
Weil alles daran erinnert, als in den Tagen nach Ankunft der "Pamir"
von ihrer Seite ein Segelboot Richtung Süden fuhr und schliesslich ausser Sicht geriet -
glaubte man doch hier, es habe wohl zum Fischfang hinaus gewollt,
stellte sich später heraus, dass es das Piratenschiff "Macedonia" besuchte,
das ein paar Tage später in unseren Hafen einlief, wohl befürchtend,
dass ein am Horizont erschienenes Kriegsschiff ein feindliches sein könnte.
- Es war der spanische Kreuzer "Catalunya" -
Jeder, der es sah, erinnert sich, dass an diesem Morgen von Süden ein Dampfer kam,
der draussen, ausser Sicht vom unteren Teil der Stadt aus, stoppte
und dann eilends auf unseren Hafen zu lief, als nämlich im Osten
die Silhouette eines Kriegsschiffes samt eines Bootes erschien,
das seitlich ablegte und schnell Richtung Küste ging.
Der Dampfer war die "Macedonia", ein deutscher Korsar
unter Kommando von Offizieren der Kriegsmarine,
beladen mit Kontrabande, wie man später erfuhr.
Alle wissen wir, wie delikat die Mannschaft der "Macedonia"
die spanischen Autoritäten übertölpelt hat, als sie aus dem Hafen von Las Palmas floh,
wo sie ihr Ehrenwort gegeben hatte, dort bis Kriegsende interniert zu bleiben.
Alle Welt hat davon reden hören, dass während der letzten U-Boot-Kampagne
die deutschen Tauchboote mit Schiffen ihrer Nationalität in Teneriffa und Gran Canaria Kontakt hatten.
Alle Welt weiss, dass, nachdem in Spanien per Gesetz erlassen war, dass U-Boote aller Kriegsparteien,
die während des Krieges in einen spanischen Hafen kommen, dort bis Kriegsende interniert bleiben,
die Deutschen El Hierro nach Belieben besucht und verlassen haben und so auf unserem Territorium
nicht nur internationale, sondern auch unsere hiesigen, eigenen Gesetze verletzten.
Zudem ist noch in aller Erinnerung die Flucht des in Cádiz internierten U-Bootes.
Und wer hat schon nicht in der festländischen Presse von den Bestrebungen der Untertanen Germaniens gelesen,
die innere Ordnung unseres Landes zu zerstören, dem Anarchismus Vorschub zu leisten ?
Daher doch wohl, Herr Igittigit, kommen die Unruhen in unser beschauliches Städtchen.
La Palma hat immer vom Ackerbau gelebt, wenn auch nicht opulent, so doch ohne Hunger.
Jetzt liegt der Ackerbau darnieder ob der rabiaten Verfolgung unseres Handels durch die deutschen U-Boote.
Alle Kanarier wissen wir, dass der Teneriffa-Dampfer "Punta de Teno", nur mit Bananen beladen,
ob solch schrecklicher Kontrabande, ohne diese entsprechend zu bewerten, versenkt wurde,
der U-Boot-Kommandant aber noch die Früchte hatte ins Meer werfen lassen
und nach all dem Richtung Gran Canaria verschwand.
Zur Zeit wird gerade die Zwiebelernte eingeholt, die jedes Jahr nach Amerika ging.
So aber die U-Boote die Fahrt zu den Schiffen einer Nation, neutral wie die unsre,
beladen mit ordentlicher Ware, behindern, fürchten die armen Bauern die völlige Pleite.
Und da kommt jetzt obendrein so ein Deutscher daher
und macht sich über unsere Aufregung anbetrachts der frechen Piratenschiffe lustig.
Es stimmt schon : Schuld tragen unter den von der Luft lebenden nicht in erster Linie die Heerscharen,
sondern diese Sorte scharmützelig gesinnter Spanier, die solcherart Anschlag rechtfertigen,
den Missbrauch entschuldigen und die, sei es aus Wut oder aus Scham
ob dieser Beleidigung, nicht verrecken, diese vielmehr fördern, in Schutz nehmen, veredeln
und diejenigen hochleben lassen, die unser Vaterland mit dem gesetzwidrigen Beginn
dieser missbräuchlichen und skandalösen Blockade eines neutralen Landes ersticken.